Ein Haus wandert

Veröffentlicht am 03.01.2004

Sehr spät aufgewacht da ich gestern erst spät einschlafen konnte. Wahrscheinlich habe ich gestern etwas zu viel Sonne abgekriegt. Ich fühle mich aber okay.
Tomás fragt über Funk nach ob die verschüttete Straße wieder frei ist. Es sieht nicht so aus.
Dafür kommt jetzt die lange erwartete Lieferung Zement. Und zwar alles auf einmal. Wir müssen sehr schnell ausladen und verarbeiten. Sonnst ist bald alles knochenhart.
Nachher setzt sich Tomas auf die Veranda zum Basteln seiner Modellhäuschen. Er sagt, dabei hätte er immer die besten Ideen.
Herrliches Wetter zum Fischen. Die Jungs sind happy.
Bei Robertos Familie wird eine Küchenhütte umgesetzt. Das heißt, das Dach wird von den Stützen komplett im Ganzen abgenommen und an einem anderen Ort wieder aufgebaut. 

Zu mehr Arbeit haben die Leute heute keine Lust mehr. Man fängt an, sich in's Wochenende "einzutrinken" - Masato-Zeit.

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Frische Kokosnuss

Veröffentlicht am 02.01.2004

Nach dem Frühstück eine Stunde mit Erzählungen von Tomás . Es ging um die Mißstände im Orden.
Danach zwei Stunden mit den Leuten fischen, lachen, angeln.
Frischgeerntete Kokosnuss gegessen und getrunken!
Kein Regen. 30°C.
Die Männer transportierten das vor einiger Zeit geschlagene Holz aus den am Rande der Berge liegenden Gebiet nach unten indem es in den Rio Cheni gelassen wurde und unten im Dorf dann aus dem Wasser gefischt wurde. Ich half ihnen dabei. Wir standen im Fluß und holten mit viel Geschick die heranströmenden Balken aus der Strömung. Nachher war ich total k.o.
Zur Entspannung badete ich mit den Jungs. Die sind wie Fische, machen im reißenden Wasser die tollsten Kunststücke.
Pünktlich um 17 Uhr kommen wie jeden Tag die Papageien wieder von ihren Futterplätzen zurück und suchen ihre Schlafplätze auf.

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Neujahr

Veröffentlicht am 01.01.2004

Früh Messe. Sonnig.
Nachher erzählt mir mein Gastgeber lange über sein Leben hier. Es ist wohl sehr wichtig für ihn, obwohl es mir manchmal nicht leicht fällt zuzuhören. Aber ich tu es gern für ihn. Ich glaube es bringt ihm selber oft Klarheit und Bestätigung für seinen Weg. Jedenfalls fühlt er sich nachher immer sichtlich aufgebaut. Es ging hauptsächlich um das Thema "Projekte".

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Von der Idee zur Ausführung

Veröffentlicht am 31.12.2003

Es suchen immer noch acht Ronderos die Spuren der Terroristen/Cocahändler.
Nach dem Frühstück Gespräch mit Tomás über die Geburt, den Transport, das Wachstum und die Ausführung von Ideen und Plänen. Tomás benutzt als Symbol dafür eine enge Serpentintenstraße (mentales Abholen aller Beteiligten statt Durchziehen des direkten und kürzesten Weges). Die wichtigen und großen Entscheidungen werden im Konsens gefällt sodass sie jeder im Dorf mittragen kann und aktiv dabei ist.



Tomás bastelt immer wieder an seinen Modellhäuschen.
Marcelino war drei Rage in Satipo und hat einen guten (Indio-) Lehrer für die Schule im Dorf gefunden. Er berichtet dass die Straße von Satipo nnach Puerto Ocopa durch einen Erdrutsch verschüttet ist. Wir hoffen dass sie bis zu unserer geplanten Abreise wieder passierbar ist.
Am Abend kam die Nachricht dass ein alter Mann gestorben ist.
Mattias war mit seiner Familie da zum Kakao trinken und Paneton essen. Das ist zum Jahresende schon länger Brauch, als Dankeschön von Tomás an Mattias und Olga für die Hilfe im Haushalt. Tochter Patricia trägt stolz die Zopfhalter welche sie aus den Perlen gebastelt hat die ich ihr zu Weihnachten schenkte.

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Noch keine Entwarnung - Landwirtschaft

Veröffentlicht am 30.12.2003

Heute Nacht habe ich schlecht geschlafen. Durch den Regen hat es sich bis auf 18°C heute Morgen abgekühlt. Um 7 Uhr sind es aber schon wieder 24°C.
Die Großfamilie von Roberto erntet gemeinsam mit Olga den Mais. Es ist nicht selbstverständlich dass die Männer dabei helfen. Ricardo und die großen Jungs sind auch dabei. Tomás sagt daß es gut sei wenn die anderen Familien, vor allem die neu hinzugezogenen, dies sehen.
Die Erdnußpflanzen sind nun alle ganz sichtbar. Einige blühen schon und werden dann mit Erde bedeckt um weiterzureifen.
Dieses Stück Land ist Eigentum der ganzen Dorfgemeinschaft. Jeder kann davon nutzen soviel er will und unterhalten kann. Es ist genug für alle da. Der Erlös der Ernte ist Eigentum der jeweiligen Familie. Die Bedingungen sind aber nicht so daß eine Familie viel reicher werden könnte als die andere. Es sei denn, jemand ist ausgesprochen faul. Aber der lernt sehr schnell.
Die Kühe werden in einer Kooperative von zwei Teams im wöchentlichen Wechsel betreut.
Die angeblichen Terroristen von gestern waren fünf, mit automatischen Waffen ausgerüstete und großen Säcken beladene Coca Schmuggler, berichten die zurückgekehrten Ronderos. Die Ronderos hatten beschlossen, nichts gesehen zu haben, da sie die Comunidad nicht bedroht hätten. Gefährlich sind die nur wenn sie überrascht werden.

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Wieder Terroristenalarm!

Veröffentlicht am 29.12.2003

Früh Terroristenalarm! Victor kommt, schildert die Situation und holt sich Munition ab. Die Ronderos in Poyeni haben angeblich eine Gruppe von Terroristen gesehen. 6 Mann aus Poyeni sind rübergekommen um die Wache von Cheni zu verstärken. Sie gehen alle in ein Haus und besprechen die Situation.Vor dem Haus von Mattias beginnen die Jungs neue Pfeile herzustellen. Wenn es wirklich ernst sein sollte muss das ganze Dorf, auch Tomás und ich, in die Berge gehen. Wir bekommen von Victor jeder ein weißes Stirnband damit die Ronderos uns als eigene Leute erkennen. Die Männer teilen sich in verschiedene Gruppen auf um die Zugänge zum Dorf zu kontrollieren.
Mir wird etwas schwummrig zumute. Tomás sagt jedoch, um mich etwas zu beruhigen, man müsse nicht unbedingt die Situation ernst nehmen aber auf jeden Fall die Leute. Die Zeit des Terrors ist erst wenige Jahre vorbei und die Leute sind übervorsichtig und teilweise noch traumatisiert. Tomás meint: „Zumindest werden sie zu Silvester etwas weniger Masato trinken.“
Tomás erklärt mir dass die Pfeile nicht so sehr mechanische Wirkung hätten aber die Spitzen sind mit dem Saft einer speziellen Palme getränkt und infizieren das Blut.
Über den ganzen Tag regnet es und die Männer sind noch bis tief in die Nacht im Regen auf der Suche nach den Verdächtigen.

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Taufen

Veröffentlicht am 28.12.2003

Tomás beschließt, daß wir schon am 9./10. nach Satipo abreisen, damit wir genug Zeit für die Anden haben.
Nach der Messe ist die Taufe von 10 Kindern.

Tomás erzählt mir nachher die unglaublichsten Familiengeschichten. Es ist genauso wie bei uns. Die meisten kriegerischen Dinge geschehen aus Eifersucht. Die Frauen sind dabei sehr aktiv. Lustig ist manchmal, was sie ihren Kindern für Namen geben wollen. Neuerdings sind es öfter englische Namen. Aber auch so etwas wie „Hammer“ oder „Fraile“ (Mönch) wurde vorgeschlagen. Tomás und Marcellino sind ja hier so etwas wie die Standesbeamten und müssen dann auf die entsprechenden Vorschriften, welche es auch in Peru gibt, hinweisen.

            

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Ausdauer kontra Resignation

Veröffentlicht am 27.12.2003

Am Morgen rumort mir etwas der Magen von den ungewohnten Leckereien gestern. Mariano wird heute abreisen und wir freuen uns schon auf den Genuss der Ruhe. Die Kühe hatten sich befreit und wurden unter großem Hallo und Gelächter wieder aus dem ganzen Dorf zusammengesucht.
Roberto kommt zum Schwatzen und Häuserbasteln zu Tomás. Nachdem es am Morgen ziemlich kühl war ist die Sonne eine Stunde später schon wieder unbarmherzig knallig. Jeder sucht ein Schattenplätzchen. Und so kommen noch Matias, Marcellino und José dazu, bis wir dann „Big Fish“ (Mariano) alle gemeinsam zum Boot bringen.
Inzwischen haben die Jugendlichen eine neue Weide gebaut. Ich bin sehr erstaunt, daß die Kühe dieses hohe, harte, rötliche Gras fressen. Es sieht etwas aus wie eine kleine Form von Zuckerrohr. Vielleicht ist das die Weihnachtssüßigkeit für Kühe.
Ich muß dringend Flüssigkeit tanken. Dann wasche ich zum ersten Mal richtig groß Wäsche. Eingeweicht mit etwas Waschpulver im lauwarmen Regenwasser, wird dann alles im kristallklaren Rio Cheni gründlich gespült. José macht es ganz praktisch. Er zieht sich die Sachen an und spült sie, während er im Bach herumplanscht.
Am Nachmittag kommen die Familien und melden ihre Kinder zur Taufe an. Tomás wird oft gefragt, welche Rolle der Mission bei den Indios zukommt. Zuerst sagt er meist, daß er es nicht weiß. Auf Nachfrage: Nicht, große Dinge anzupacken, sondern zuallererst einmal da zu sein. Als Instanz, als Treffpunkt, der von allen akzeptiert wird. Ausdauer, langer Atem und Vertrauen in die Wahrhaftigkeit der Berufung sind nötig.
Tomás hält es für ausgeschlossen, daß Mariano mit 74 Jahren, seinem Charakter und seinen Ansichten noch einmal neu in Cutivireni anfangen kann. Mariano ist jetzt in San Ramon beim Bischof, um wegen Cutivireni Gespräche zu führen.
Tomás sagt, daß es sehr schwer ist, das Leben im Dschungel gegen Resignation und Routine mit Ausdauer zu leben. Manchmal fragt er sich: Was mache ich hier eigentlich? Doch dann kommen plötzlich nach einigen Jahren des geduldigen Wartens die Leute und fragen; könnten wir nicht eine Hühnerfarm aufbauen oder eine kleine Kirche? Und dann weiß er wieder, warum er da ist.

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Müde gefeiert

Veröffentlicht am 26.12.2003

Heute früh ist es wieder trübe. Ich hab mich nach dem Frühstück wieder etwas ins Bett gelegt, auch über Mittag. Luftdruck und Luftfeuchtigkeit sind erheblich. Das ganze Dorf schläft, nachdem man am Vormittag noch einmal kräftig dem Masato zugesprochen hat. Auch die Kinder tollen nicht herum wie üblich.

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